
Kleinst- und Kleinunternehmen (oft zusammengefasst als KMU, Kleine und Mittlere Unternehmen, wobei Kleinstunternehmen meist weniger als 10 und Kleinunternehmen weniger als 50 Mitarbeiter haben) sind das Rückgrat jeder modernen Volkswirtschaft, auch in der Schweiz. Ihre Bedeutung ist vielfältig und reicht weit über ihren reinen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinaus.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum Kleinst- und Kleinunternehmen für die Wirtschaft so entscheidend sind:
1. Motor für Beschäftigung und Ausbildung
- Grösster Arbeitgeber: KMU stellen in vielen Ländern die überwiegende Mehrheit der Arbeitsplätze bereit. In der Schweiz machen KMU rund 99% aller Unternehmen aus und stellen etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze. Kleinstunternehmen allein sind die häufigste Unternehmensform.
- Ausbildungsstätten: Sie sind massgeblich an der Ausbildung von Fachkräften beteiligt, indem sie Lehrstellen anbieten und so zur Qualifizierung der nächsten Generation beitragen. Viele junge Menschen erhalten ihre erste berufliche Erfahrung in einem Kleinunternehmen.
- Regionale Arbeitsmärkte: KMU sind oft tief in den lokalen Gemeinschaften verwurzelt und sichern Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten oder kleineren Städten, wo Grossunternehmen weniger präsent sind.
2. Innovation und Flexibilität
- Innovationsschmieden: Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht nur Grosskonzerne innovativ. Viele wegweisende Ideen und Produkte entstehen in KMU, die oft agiler und flexibler auf neue Marktanforderungen reagieren können. Sie sind in der Lage, Nischenmärkte zu besetzen und neue Technologien schnell zu adaptieren.
- Anpassungsfähigkeit: Kleinere Strukturen ermöglichen schnelle Entscheidungen und eine rasche Umsetzung von Strategien. Sie können sich schneller an veränderte wirtschaftliche Bedingungen, Kundenbedürfnisse oder technologische Fortschritte anpassen.
- Experimentierfreude: KMU haben oft eine höhere Bereitschaft, neue Geschäftsmodelle oder Technologien auszuprobieren, da die Risiken überschaubarer sind.
3. Wirtschaftswachstum und Bruttowertschöpfung
- Beitrag zum BIP: Obwohl Grossunternehmen oft höhere Einzelumsätze generieren, tragen KMU durch ihre schiere Anzahl und ihre kumulierte Wertschöpfung erheblich zum Bruttoinlandsprodukt bei. In Deutschland erwirtschafteten KMU beispielsweise 2022 rund 27,3% des gesamten Umsatzes und 55,7% der gesamten Nettowertschöpfung.
- Diversifizierung der Wirtschaft: Eine starke Basis von KMU sorgt für eine breitere und diversifiziertere Wirtschaftsstruktur. Eine Region mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen ist weniger anfällig für Schocks, die ein oder zwei grosse Unternehmen betreffen könnten.
- Lokale Wertschöpfungsketten: KMU arbeiten oft mit anderen lokalen Unternehmen zusammen, wodurch regionale Wertschöpfungsketten gestärkt und die lokale Wirtschaft angekurbelt wird.
4. Förderung des Unternehmertums und des Wettbewerbs
- Gründungskultur: KMU sind oft das Ergebnis von Unternehmensgründungen und fördern so den Unternehmergeist in einer Gesellschaft. Sie bieten Menschen die Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen und selbständig zu werden.
- Wettbewerb: Die Vielzahl von KMU sorgt für einen gesunden Wettbewerb in den Märkten. Dies führt zu besseren Produkten, innovativeren Dienstleistungen und fairen Preisen für die Konsumenten. Sie verhindern Monopolstellungen und fördern die Markteffizienz.
5. Soziale und gesellschaftliche Bedeutung
- Regionale Stabilität: Viele KMU sind tief in ihren lokalen Gemeinschaften verankert und tragen zur sozialen Kohäsion bei. Sie unterstützen lokale Vereine, Initiativen und Infrastrukturen.
- Vielfalt im Arbeitsleben: Sie bieten oft flexible Arbeitsmodelle und eine persönlichere Arbeitsatmosphäre als Grosskonzerne, was die Attraktivität als Arbeitgeber steigern kann.
- Grundversorgung: Gerade Kleinstunternehmen (z.B. Bäckereien, Handwerksbetriebe, kleine Einzelhändler) sichern in vielen Regionen die Grundversorgung mit Gütern und Dienstleistungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kleinst- und Kleinunternehmen weit mehr als nur ein Wirtschaftsfaktor sind. Sie sind ein essenzieller Pfeiler für Stabilität, Wachstum, Innovation und sozialen Zusammenhalt in einer Volkswirtschaft. Ihre Förderung ist daher ein zentrales Anliegen der Wirtschafts- und Standortpolitik.